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Emotional Targeting und Micro-Moments

Corinna Hohenleitner | 23.06.2025 12:00
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<p>Neben den rationalen Daten-Faktoren r&uuml;ckt auch die <strong>emotionale Komponente</strong> der Personalisierung in den Fokus. <strong>Emotional Targeting</strong> zielt darauf ab, Botschaften zu gestalten, die auf die Gef&uuml;hle und psychologischen Bed&uuml;rfnisse der Kunden eingehen. Die Idee: Marketing, das einen emotionalen Nerv trifft, schafft st&auml;rkere Verbindungen und Loyalit&auml;t. Studien untermauern dies eindrucksvoll &ndash; Kunden mit einer emotionalen Bindung an eine Marke haben einen um <strong>306 % h&ouml;heren Lifetime Value</strong> als der Durchschnitt. Personalisierung kann hier helfen, solche Emotionen anzusprechen, indem sie z.B. Produkte hervorhebt, die zu den Werten oder momentanen Stimmungen eines Kunden passen.</p>
<p>Ein Beispiel f&uuml;r emotionales Targeting ist die Kommunikation von Nachhaltigkeitsbotschaften an Kunden, die Wert auf Umwelt legen &ndash; erkennt das System dieses Interesse (etwa aus fr&uuml;herem Kaufverhalten oder Social-Media-Interaktionen), kann es verst&auml;rkt entsprechende Inhalte ausspielen. Ein anderes Beispiel ist <strong>Storytelling</strong> in personalisierten E-Mails: Wenn ein Kunde k&uuml;rzlich Vater geworden ist (Info aus CRM oder Social), k&ouml;nnte eine Gl&uuml;ckwunsch-Mail mit passenden Angeboten (z.B. Baby-Produkte) und einer emotional ansprechenden Geschichte weit positiver wirken als generische Werbung. Technologien wie <strong>Emotion AI</strong> versuchen sogar, aus Mimik, Tonfall oder Wortwahl eines Nutzers dessen Gef&uuml;hlslage abzuleiten, um in Echtzeit empathisch zu reagieren. Solche Ans&auml;tze stehen aber noch am Anfang und werfen auch ethische Fragen auf.</p>
<p>Ein nahe verwandtes Konzept sind die von Google gepr&auml;gten <strong>Micro-Moments</strong>: Diese ganz kleinen Augenblicke, in denen ein Konsument ein konkretes Bed&uuml;rfnis hat &ndash; <em>&bdquo;Ich will jetzt etwas wissen/kaufen/erleben&ldquo;</em>. Erfolgreiches Marketing besteht darin, im genau richtigen Moment mit der passenden Antwort pr&auml;sent zu sein. Personalisierung kann Micro-Moments gezielt bedienen. Beispiel: Eine Person sucht nachts um 2 Uhr auf einer Website nach &bdquo;Schlafproblemen&ldquo;. Die franz&ouml;sische Kosmetikmarke L&rsquo;Occitane entdeckte, dass viele Nutzer in Brasilien zwischen 22 Uhr und 5 Uhr die Seite besuchen. Daraus schloss man, dass diese vermutlich Schlafst&ouml;rungen haben k&ouml;nnten &ndash; und blendete in diesen Stunden ein personalisiertes Overlay f&uuml;r ein Pillow-Mist-Schlafspray ein. Dieses greift genau das Micro-Moment &bdquo;Ich kann nicht schlafen, brauche Hilfe&ldquo; auf und bietet eine emotionale L&ouml;sung (Entspannung). Solche Kontexte &ndash; Uhrzeit, Ort, Wetter, device &ndash; werden vermehrt genutzt, um im entscheidenden Moment das richtige Gef&uuml;hl anzusprechen. Ein anderes Micro-Moment-Beispiel: Jemand steht mit dem Smartphone vor einem Laden &ndash; ein Geo-Trigger schickt ihm per App einen personalisierten Rabattcoupon, was das spontane &bdquo;Ich k&ouml;nnte reingehen&ldquo;-Moment verst&auml;rkt.</p>
<p><strong>Emotionales Targeting</strong> und <strong>Micro-Moment Marketing</strong> gehen oft Hand in Hand. Es geht darum, <strong>Empathie zu skalieren</strong>: Dem einzelnen Kunden zu zeigen, dass die Marke seine aktuelle Situation versteht. Dadurch f&uuml;hlt er sich wertgesch&auml;tzt statt nur als &bdquo;Datensatz&ldquo; wahrgenommen &ndash; was essenziell ist, denn zu aggressive oder unpassende Personalisierung kann als aufdringlich empfunden werden. In der Tat variiert die <strong>Kundenakzeptanz</strong> von Personalisierung stark: Einige lieben die Bequemlichkeit, anderen ist es unheimlich, wenn Marken &bdquo;zu viel wissen&ldquo;. Es kann vorkommen, dass Kunden automatisierter Personalisierung eher ablehnend gegen&uuml;berstehen und sie als zu aufdringlich empfinden. Gerade deshalb ist ein feinf&uuml;hliger, emotional intelligenter Ansatz wichtig. Marken, die menschliche Werte wie <strong>Empathie und Vertrauen</strong> in ihre Personalisierungsstrategie einweben, werden langfristig erfolgreicher sein, weil sie echte Bindung schaffen &ndash; und das wiederum schl&auml;gt sich deutlich im Umsatz und CLV nieder.</p>